Ist Chat GPT ein zweites Google?
Künstliche Intelligenz: “Chat GPT” assistiert beim Schreiben
Diese Antwort bleibt der Bericht des NDR schuldig. Die gehörte Sachverständige – Frau Prof. Dr. Doris Weßels von der FH Kiel – bestätigt die Leistungsfähigkeit von Chat GPT und verweist auf veränderte und angepaßte Prüfungssituationen, weil das System nicht nur Fragen beantwortet, sondern Texte zusammenfaßt oder gar neu erstellen kann nach Eingabe von Rahmendaten.
Wofür benötigt man noch Journalisten? Man nehme einfach die Rahmendaten eines Ereignisses, und den Rest zur Fertigstellung eines recherchierten Berichts auf Basis von verfügbaren Daten im Internet übernimmt Chat GPT. Das Gleiche gilt für juristische Themen bis hin zu wissenschaftlichen Arbeiten.
Bei aller Begeisterung sollte jedoch im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, daß dies mit subjektiv gefilterten Daten erfolgt – der erstellte Text, der journalistische Bericht oder die scheinbar wissenschaftliche Arbeit. Alles basiert auf der Tendenz des Filters, der für die verwendeten und eingelesenen Basisdaten verantwortlich ist.
In einer Welt, in der zunehmend Menschen und Journalisten Meinung und Tatsachen immer weniger auseinander halten können und manchmal nicht wollen, ist dies eine gefährliche Entwicklung zur Beeinflussung von Massen und der gesellschaftlichen Meinungsbildung.
Stellen wir uns Chat GPT als Teil einer Textverarbeitungssoftware in China oder Rußland einmal vor. Es ist das ideale Instrument zu Manipulation von Vielen durch Wenige.
Der zusammengefaßte Text konzentriert sich in seinen Kernaussagen auf politisch gewollte Inhalte, die wissenschaftliche Arbeit berücksichtigt nur gefilterte Informationen gemäß der Vorgabe eines gewollten Ergebnisses, und der journalistische Bericht enthält nur die Inhalte, die einer gewollten politischen Wirkung die größt mögliche Unterstützung liefern.
Das wäre das Ende jeder Freiheit im Gewande der Nützlichkeit, wie es jedem Monopol innewohnt.
Die Medienpolitik kennt in völliger Harmonie mit dem Wettbewerbsrecht nur eine effektive Maßnahme gegen derartige Risiken– Vielfaltssicherung!
OpenAI darf mit dem Geld von Microsoft und Elon Musk nicht der einzige Anbieter von Chat GPT Systemen sein – auch nicht einer von zwei oder drei. Wenn eine Entwicklung nicht aufzuhalten ist, dann sichert nur ein breites Angebot von vergleichbaren Systemen daß, was wir Freiheit nennen, da Wettbewerb und Vergleichbarkeit Manipulationsmöglichkeiten minimieren und gleichzeitig eine Wechselmöglichkeit zu Alternativen Machtmißbrauch verhindert.
Wer künftig nicht „g-p-t-en“ statt googeln will ( 1. Man wird sich noch einen besseren Begriff zur Vermarktung einfallen lassen. 2. Die Übernahme einer Marke als Verb in die Sprache ist der beste Weg zu Manifestierung von Monopolen.), muß jetzt mit Hochgeschwindigkeit Alternativen an den Start bringen. Alles andere wäre die Kapitulation vor OpenAI und der Macht Weniger.
Für die Bewunderung des Systems Chat GPT, womit sich gegenwärtig das halbe Internet beschäftigt, bleibt keine Zeit, wenn man OpenAI nicht unaufholbar davoneilen lassen will. Und einmal begründete Monopole – wie Google – kann man nicht einfach wegdrängen.
Also, was hat Deutschland und Europa als Gegengewicht jetzt und heute auf den Weg zu bringen. Bedarf es eines Zusammenschlusses von Investoren und Verbänden oder kann man vielleicht einmal den großen öffentlich-rechtlichen Rundfunk von der politischen Länder-Leine lassen. Er hatte vor 15 Jahren die Möglichkeit, ein Gegengewicht zu Google auf nationaler Ebene (oder EBU in Europa) zu schaffen, wären da nicht die politischen „Kleinkriege“ mit der Presse und den Privatsendern gewesen.
Für ein System wie Chat GPT heißt das, der öffentlich-rechtliche Rundfunk hätte – wie andere vielleicht für Spezialthemen von Legaltech über Technik zu Medizin, ein Verteil- und Plattformsystem sofort verfügbar, daß sich einem Chat GPT in alltäglicher Textverarbeitungssoftware wie von Microsoft scheinbar geplant, entgegenstellen könnte. Ja sogar entgegenstellen müßte, um das Recht auf individuelle und freie Meinungsbildung des Einzelnen und der Gesellschaft zu schützen.
Beginnen wir heute mit der Frage nach dem Wie und dem Womit, denn die Zeit läuft bereits gegen Europa und seine Werte zum Erhalt von Demokratie und Rechtsstaat.